Johann Gustav Grunewald - Ein Schüler Caspar David Friedrichs

28. Mai - 25. September 2011

Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht. (C. D. Friedrich)
Dieses Credo gibt Caspar David Friedrich seinen Schülern mit auf ihren künstlerischen Weg.

Was der junge Johann Gustav Grunewald aber vor sich sieht, das biedermeierliche, restauratorische Deutschland in seiner Enge, und vor allem die ökonomischen Zwänge, lassen den aufstrebenden Künstler sein Lebensglück in der „Neuen Welt“ suchen. Neben seiner Hoffnung und der Weltsicht seiner Väter bringt Grunewald die Auffassungen zur romantischen Malerei seines Lehrers mit nach Amerika.

Die Faszination des neuen Kontinents lässt den Künstler nicht unberührt. Vor allem die archaischen Naturpotenziale, die übermächtigen, fast ungenutzten Ressourcen überwältigen den Neuankömmling. Kaum ein Bild könnte diese Urkraft des Kontinents besser widerspiegeln als die Niagarafälle, die, von Grunewald vielfach abgebildet, auch zum Titelgemälde der Ausstellung gewählt wurden. Dieses Naturschauspiel aus atemberaubender Schönheit, tosender Kraft und unkalkulierbarer Gewalt, das sowohl die pantheistische Religiosität des Künstlers als auch die Aufbruchstimmung der „golden years“ metaphorisiert, hat Grunewald immer wieder fasziniert und zu neuen Gemälden getrieben ... und weil er viel in sich sah, konnte er auch malen was er vor sich sah. Ein eindrucksvolles Lebenswerk entstand im Brückenschlag Deutschland-Amerika-Deutschland.

Nach der großen Ausstellung „Geburt der Romantik“ in Greifswald 2010 präsentiert das Vineta-Museum der Stadt Barth erstmalig in Deutschland das Schaffen des Friedrich-Schülers Johann Gustav Grunewald. Der Katalog geht in seinem Umfang und in der Bewertung des Gesamtwerks weit über die in Barth vorgestellten Werke hinaus und bietet die derzeitig umfangreichste Arbeit zum Oeuvre des Deutsch-Amerikaners.

Dr. Gerd Albrecht, Leiter des Vineta-Museums