Böhmische Marionetten aus zwei Jahrhunderten - Große Geschichten auf kleiner Bühne
Sonderausstellung vom 17. Dezember 2016 - verlängert bis 1. August 2017
Vati, was ist die Liebe? Vom Don Juan bis zur Gretchenfrage wird im Marionettenspiel großer Stoff mit einfachen mechanischen Mitteln bewegt. In solcher Schlichtheit liegt die Faszination dieser speziellen Schauspielkunst. Die Tradition des wandernden Puppentheaters reicht in Böhmen bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Damals zogen Puppentheater-Gesellschaften aus deutschen Landen und Italien von Dorf zu Dorf.
Bemerkenswert sind die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von namhaften tschechischen Künstlern entworfenen Marionetten. Diese Kunstpuppen entstanden nicht mehr für den Bedarf eines Wandertheaters sondern für die zahlreichen Familien- und Stadttheater. Hurvínek und Spejbl sind die zwei berühmtesten Marionetten des tschechischen Puppenspielers Josef Skupa. Mit seinem Wirken etablierten sich die Puppenherstellung und das Puppentheater in Böhmen und Mähren endgültig als selbstständiges Kunstfach.
Die etwa 200 historischen vorwiegend böhmischen Marionetten, Originalbühnen und Requisiten der Barther Ausstellung stammen aus der Zeit von ca. 1850 bis 1950 und gehören einer Privatsammlung an. Die bis zu 80 cm großen Puppen und die kompletten Theaterbühnen geben einen umfangreichen Einblick in die Vielfalt der böhmischen Marionettenkunst.
Im Puppentheater waren die Puppen meist nach Speisen benannt: Signor Maccheroni, Hans Supp, Jack Pudding oder Hans Wurst. Ab etwa 1900 entwickelte sich der Kasperl vom ursprünglich grotesken Spaßmacher zum lieben, frechen kleinen Jungen - vom Kaspar zum Hurvínek. Sequenzen aus den berühmten Sketchen von Hurvínek und Spejbl sind ebenso in die Ausstellung integriert wie die Verfilmung der Stormschen Novelle Pole Poppenspäler, die 1954 in Barth und Quedlinburg gedreht wurde.