Rudolf Nehmer, Maler u. Grafiker - Bin ich wirklich "romantisch"?
Sonderausstellung vom 21. November 2013 - 19. Juni 2014
Bin ich wirklich romantisch? Vielleicht insofern, als man darunter nicht die zumeist gefühlsselig,
schwärmerisch-ungesunde, weltfremde und womöglich reaktionäre Richtung meint und versteht, sondern einfach das Bemühen, zum Wesentlichen in den Erscheinungen dieser Welt vorzudringen...
Auch meine gewiss nur scheinbar populäre Arbeit (was für ein abwertendes Schimpfwort!) dürfte bei aller Bescheidenheit wert sein, dass man sie in ihrer Stille wirken lässt und sich nicht gar zu rasch attraktiven, lauteren Dingen zuwendet.
Rudolf Nehmer, 1967
Nach Stationen des Malers und Grafikers Rudolf Nehmer (1912-1983) an einer privaten Kunstschule und der Kunstakademie Dresden beeinflusste ihn besonders der Unterricht bei Willy Kriegel (1901-1966) und dessen altmeisterliche Malweise, die sich an der deutschen Renaissance orientierte.
Anfang der 1970er Jahre sorgte Rudolf Nehmer mit seinen feinsinnig-mehrdeutigen Stillleben für Furore. Das Bild Orbis Pictus (Galerie Neue Meister Dresden) wurde auf der VII. Kunstausstellung der DDR 1972/73 in Dresden von den Besuchern zum beliebtesten Gemalde gekürt, so dass ihn die offizielle Kunstkritik schließlich als einen wichtigen Neuerer der Stilllebenmalerei anerkannte und er 1977 den Kunstpreis der DDR erhielt.
Die Stillleben - eine Welt im Kleinen - bilden mit Hilfe von Dingen des Alltags, der Natur und symbolhafter Zeichen die grose Welt ab und deuten sie. Von einer ungewöhnlichen Beobachtungsgabe und der liebevollen Behandlung der Details zeugen neben den Stillleben ebenso die Porträtarbeiten. Stille Ahnungen und Offenbarungen lassen die Werke von Rudolf Nehmer die Glaubensgraben der Ideologen seiner Zeit uberwinden, die bewertend über die künstlerischen Richtungen stritten: Abstrakt? Gegenstandslos? Formalistisch? Realistisch, sozialistisch-realistisch? Oder Bin ich wirklich romantisch?